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PCB-Expertisen: Wann braucht es sie?

In den Medien ist immer wieder die Rede davon, dass der PCB-Gehalt in bestimmten Lebensmitteln, insbesondere in Fischen zu hoch ist. Woher diese PCB kommen ist in der Öffentlichkeit aber weitgehend unbekannt. Insbesondere sind sich fast nur Spezialisten bewusst, dass nach wie vor recht viel PCB in den Gebäuden vorhanden ist, heute insbesondere noch in Fugendichtungsmassen. So kommt eine Untersuchung des BAFU zum Schluss, dass rund 25% der Dichtungsfugen PCB-Konzentrationen um oder über dem festgesetzten Grenzwert von 50 ppm enthalten. Eine vom Kanton Genf durchgeführte Untersuchung weisst erhöhte PCB-Konzentrationen in rund 70% von 37 untersuchten Gebäuden nach.

Im Gegensatz zur Asbest-Problematik, wo seit dem 1. Januar 2009 eine Ermittlungspflicht besteht, wird die PCB-Problematik in der Schweiz weniger ernst genommen. So gibt es bislang in der Schweiz auch noch kein Ausbildungsangebot spezifisch zum Thema PCB. Als Asbest-Experte ist man der Problematik aber sehr nahe.

Wie sollte man als Asbest-Experte also vorgehen? In der Regel wird man nur für eine Asbest-Expertise engagiert. Andere toxische Produkte, wie PCB, PAK, Radon, Blei, usw. sind selten explizit Teil eines Auftrages. Was also tun, wenn man in einem Gebäude auf eine Fugenmasse stösst?

Normale Nutzung

Bezüglich einer normalen Nutzung gibt es keine gesetzlichen Grundlagen. Einzig: "Gemäss baurechtlichem Grundsatz darf ein Gebäude die Gesundheit und das Leben der Menschen, die sich in ihm aufhalten, nicht gefährden". Was aber ist eine "Gefährdung"? Eine Arbeitsgruppe zum Thema PCB hat allerdings Richtwerte herausgegeben, die nicht überschritten werden sollten. Das entsprechende Dokument wie auch die Empfehlungen zur Messung des PCB-Gehalts in der Innenraumluft befinden sich hier.

Abbruch und Umbau

Bezüglich Abbruch und Umbauten ist die rechtliche Situation klarer. Gemäss BauVG (Art. 3 und Art. 60) muss der Arbeitgeber bei einem Verdacht auf Vorhandensein von gefährlichen Produkten die Gefahren abklären und entsprechende Massnahmen treffen. Da die Wahrscheinlichkeit, dass Fugendichtungsmassen PCB enthalten, relativ gross ist, muss also im Prinzip immer eine Abklärung vorgenommen werden.

Das Vorgehen bei einer Abklärung ist in einer Publikation des BUWAL ausführlich beschrieben. Der erste Schritt besteht darin, das Alter der Fugenmassen zu bestimmen. Sind diese jünger als 1975, kann davon ausgegangen werden, dass die Fugenmasse kein PCB enthält.

Das genaue Vorgehen zur Probenahme ist ebenfalls in der erwähnten Publikation erklärt. Neben dem Gesundheitsschutz muss unbedingt darauf geachtet werden, dass man die Proben nicht durch verschmutzte Geräte oder Handschuhe kontaminiert. Gemäss BUWAL sollten sowohl die Handschuhe als auch das zur Probenahme verwendete Messer bei jeder Probe ausgetauscht werden.

Schliesslich sei darauf hingewiesen, dass die PCB-Konzentration oft nicht homogen ist, da die Masse nicht selten erst vor Ort von Hand gemischt wurde. Daher ist es besser, von einer einzelnen Fugen an mehreren Stellen Proben zu nehmen und diese gemeinsam zu analysieren.

Zusammenfassung

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gebäude PCB-haltige Materialien enthält ist kleiner als für asbesthaltige Materialien. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Fugendichtungsmasse PCB enthält, ist aber doch recht gross. Bei Vorhandensein von Fugen besteht eine Ermittlungspflicht. Im Rahmen einer Expertise, vielleicht sogar schon in der Offerte, sollte ein Auftraggeber also unbedingt auf diese Problematik (wie auch auf jene von PAK-haltigen Materialien) hingewiesen werden.

Die wichtigste Referenz bezüglich PCB ist die Publikation des BUWAL.

 

© März 2009
Simon Schneebeli
Picadus Asbest-Beratung