Viele nehmen sich Anfang Jahr Vorsätze. Viele sind nach einigen Tagen bereits wieder vergessen. Firmen, die mit besonderen Gefährdungen zu tun habend – und dazu gehören Asbestsanierungsfirmen – können sich nicht erlauben, dass die Neujahrsvorsätze Wunschdenken bleiben. Sie müssen ihr betriebliches Sicherheitskonzept regelmässig überprüfen und verbessern.
Druck und Motivation: Erfolge darf man durchaus zelebrieren
Simon Schneebeli; April 27, 2017
Am 9. Dezember fand in Bern der erste Asbest- und Schadstoff-Kongress der Schweiz statt.Am Anlass wurde auch dem Thema Stress und Motivation für Asbestsanierer eine Podiumsdiskussion gewidmet.
Warum ist Asbestsanieren ein stressiger Job
Zum Kontext: In Folge der strenger werdenden Vorschriften nimmt die Nachfrage im Bereich der Asbestsanierungen zu. Gleichzeitig nimmt aber auch das Angebot zu, wodurch der Kostendruck hoch bleibt. Die für die Sanierung eingeplante Zeit ist hingegen nicht immer genügend.
Schliesslich kommt hinzu, dass die SUVA Asbestsanierungen streng kontrolliert. Bei schwerwiegenden Verstössen gegen die Vorschriften, etwa wenn die zweiwöchige Meldefrist nicht eingehalten wird, erhält die Sanierungsfirma einen “Roten Punkt”. Sobald eine SUVA-anerkannte Firma vier Rote Punkte hat, muss sie die Sanierungsaktivität während eines Jahres einstellen, was wiederum für die gesamte Belegschaft enorme Konsequenzen hat.
Der Druck, der sich aus diesem Zusammenhalt ergibt, lastet in erster Linie auf den Personen, die für eine Sanierungsbaustelle verantwortlich sind. Dieser Druck wird als deutlich höher wahrgenommen als in andern Bereichen des Baugewerbes. Dies führt zu höherem Personalwechsel und im schlimmsten Fall sogar zu Burnouts. Daher die Frage: Wie kann man diesem “Verschleiss” entgegenwirken?
Verschleiss entgegen wirken
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass man bei der Arbeitssicherheit keine Abstriche machen dürfen. Einer der wichtigsten Ansatzpunkte bleibt somit die Planung der Arbeiten: Den Bauherrn, auch Privatpersonen, die Sanierungen in Auftrag geben, muss klar sein, dass die diese nicht eine “Kleinigkeit” ist, die neben andern Abbruch/Umbauarbeiten läuft, sondern dass es sich um eine explizit einzuplanende Bauphase handelt.
Die Sanierer nehmen hier auch die Fachbauleiter in die Pflicht, die hier einen Einfluss auf das Projekt nehmen können. Aber auch die Ausbildung und Erfahrung der Sanierer spielt eine Rolle: Je sicherer ein Sanierer ist, desto ruhiger und geht er eine Aufgabe an und desto mehr kann er Probleme antizipieren. Gerade wenn temporäres Personal auf der Baustelle ist, ist eine zum Teil intensive Begleitung notwendig.
Ein regelmässigerer Austausch unter Fachleuten sowie kontinuierliche Weiterbildungen, auch zur allgemeinen Arbeitssicherheit, ist hier anzustreben.
Ein Bonus-Malus-System?
In der Diskussion wurde auch vorgeschlagen, das Rote-Punkte-System der SUVA in ein “Bonus-Malus-System” umzuwandeln: Fängt eine die für die Sanierung zuständige Person heute einen “Roten Punkt” ein, ist dies für ihn äusserst frustrierend und kann für die Firma sogar ein Grund für eine Entlassung sein. Würde das System in ein Bonus-Malus-System umgebaut, in welchem nicht nur Mängel ermittelt, sondern auch Stärken erwähnt werden, hätte dies eine viel stärker motivierende Wirkung. Man könnte sich z.B. vorstellen, dass es einen “Grünen Punkt” gibt, wenn es auf einer Sanierungsbaustelle keine Beanstandungen gegeben hat, und wenn man zehn Grüne Punkte hat, würde dies einen Roten Punkt kompensieren.
Erfolge zelebrieren
Wir haben die Themen dieser Diskussion der SUVA unterbreitet. Sie weisst berechtigterweise darauf hin, das hohe Gefahrenpotential von Asbest das strenge Vorgehen berechtigt. Sie unterstreicht die Bedeutung der AVOR (Arbeitsvorbereitung). Zur Idee eines Bonus-Malus-Systems schlägt die SUVA vor, dass die Sanierungsfirmen selber aktiv werden und etwa das Wegfallen eines Roten Punktes (diese verfallen nach 3 bis 5 Jahren wieder) als einen Erfolg zu “zelebrieren” und die gute Leitung der Mitarbeitenden somit zu würdigen. Oder wenn man nicht ganze drei Jahre warten will: Jedes Jahr, das ohne “roten Punkt” vergeht, ist ein Erfolg und darf durchaus als solcher gefeiert werden.
An der Podiumsdiskussion teilgenommen haben Andreas Bischof (Galli AG), Heinz Ryf und Samuel Hänni (Messerli Bauteam AG), sowie Andreas Wyler und Paolo de Lenart (KMU-Personal). Moderation: Simon Schneebeli (Picadus Asbest-Beratung).