Wenn der Mensch sich physisch aktiv betätigt, etwa Sport treibt oder schwer arbeitet, bekommt her heiss. Damit der Körper nicht überhitzt, muss er diese Wärme irgendwie abgeben. Durch das Schwitzen gibt der Mensch Wasser ab, das anschliessend verdampft und so dem Körper Wärme entzieht. Dann ist es aber wichtig, dass man genug trinkt.
Kann der Körper die entstandene Wärme nicht abgeben, drohen Hitzekrampf, Hitzekollaps, bis hin zum Hitzschlag. Und der ist lebensgefährlich!
Das sind die Vorschriften
In der Schweiz gibt es explizite Empfehlungen zum Arbeiten bei Hitze. Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco hat – basierend auf die ISO-Norm 8996 – ein Hilfsmittel publiziert, in dem folgende Empfehlungen gemacht werden:
- Bis 24 Grad: Leichte, Kleider tragen, schützen vor UV-Strahlen, Sonnenschutz, frisches Wasser (alle 20 Min. 2,5 dl) und Pausen im Schatten, …
- 25 bis 31 Grad: Beschattete Zonen, Regelmässige Kontrollen um Anzeichen eines Hitzschlags zu erkennen. Nicht unbedingt notwendige Arbeiten auf später verschieben, Arbeitsrhythmus anpassen, …
- 32 bis 35 Grad: Individuelle Belastungen einschränken, Arbeitszeiten speziell an Bedingungen anpassen, Pausen von 5-10 Min. alle 1-2 Std an einem kühlen Ort (diese gelten dann als Arbeitszeit,vgl. Art. 15 ArG)
- Ab 36 Grad: Ab dieser Temperatur muss die Situation durch einen anerkannten Arbeitshygieniker oder eine Arbeitsärztin beurteilt werden. Es braucht spezielle Massnahmen und Kontrollen der Massnahmen.
Die Situation des Asbest-Sanierers
Beim Arbeiten mit Asbest wird es aber kompliziert: Man trägt ja in der Regel einen Schutzanzug, der alles andere als atmungsaktiv ist. Ausserdem trägt man eine Atemschutzmaske, die man nicht mal schnell ausziehen kann, um einen Schluck Wasser zu trinken. Und den Raum kühlen? Beim Arbeiten in der Sanierungszone ist ein regelmässiger Luftwechsel sowieso nötig. Aber: Wenn die Aussenluft – wie jetzt im Sommer – über 25 oder sogar 30 Grad heiss ist, dann bringt die Lüftung nicht mehr viel.
Das Seco und die Suva präzisieren entsprechend auch: Die Angaben oben beziehen sich auf Situationen, in welchen die Luftfeuchtigkeit rund 40% beträgt. Bei höherer Luftfeuchtigkeit – und im Schutzanzug ist man schnell mal in einer regelrechten Sauna – muss man diese Temperaturangaben nach unten anpassen, und zwar nach ISO-Norm um theoretisch bis zu 9 Grad.
Das Seco und die Suva sagen vereinfacht: Bei Arbeiten mit einem Schutzanzug in Räumen mit erhöhten Temperaturen muss die Situation grundsätzlich durch eine Arbeitshygienikerin oder einen Arbeitsmediziner beurteilt werden.
Ganz konkret: Massnahmen für Asbestsanierer
Jetzt kann man aber sagen, dass sich obige Angaben auf die Durchschnittsbevölkerung beziehen, also auch auf Personen mit einem geschwächten Kreislauf. Asbestsanierer dürften aber in aller Regel Personen sein, die sich physisch anstrengende Arbeit gewohnt sind.
Was also wäre ein realistischer aber doch sicherer Ansatz? In einem ersten Schritt müssen Sanierungsfirmen ihre Mitarbeitenden sensibilisieren und klare Regeln aufgestellt werden. Wie diese Regeln aussehen, bespricht man am besten mit einem Arbeitsmediziner, besonders bei Temperaturen ab etwa 30 Grad. Massnahmen könnten dann wie folgt aussehen:
- Ab 25 Grad: Nach Möglichkeit Maschinen einsetzen, die die Arbeiter entlasten. Pausen alle 1 bis 2 Std. Grosszügig Getränke zur Verfügung stellen. Pausen sind zu dokumentieren (was bei Asbestsanierern sowieso der Fall ist). Arbeiten auf Dächern (etwa Demontage von Asbestzement-Platten) unterlassen.
- Ab 30 Grad: Arbeiten nach Möglichkeit auf kühlere Tage oder frühe Morgen- und Abendstunden verschieben, besonders in exponierten Sanierungszonen, wie etwa eingerüstete und einghauste Fassaden. Arbeitszeit weiter einschränken. Eine Person bestimmen, die den Gesundheitszustand der Mitarbeitenden regelmässig beurteilt, z.B. mit einer Checkliste, die auch Körpertemperatur und Puls beinhaltet. Flüssigkeitszunahme kontrollieren. ...
Die Suva kann bei gewissen Berufsgruppen ausserdem verlangen, dass die Mitarbeitenden sich regelmässigen medizinischen Vorsorgeuntersuchungen unterziehen. Bei Asbestsanierern müssen solche Vorsorgeuntersuchungen sowieso durchgeführt werden. Die Suva ist zur Zeit daran, das Untersuchungsprotokoll für die Asbestsanierer bezüglich Hitze anzupassen.
Technische Massnahmen?
Klimatisierte Schutzanzüge für die Arbeit mit Asbest gibt es leider noch nicht. Eine Klimaanlage vor das Druckluftgerät zu stellen um die Atemluft zu kühlen, wäre zumindest technisch durchaus machbar. Auf dem Markt gibt es zur Zeit aber keine solche Geräte. Ebenfalls wäre es interessant, einmal auszuprobieren, ob man einen Schlauch des Druckluftschlauchs sinnvoll an den Schutzanzug anbringen könnte (unbedingt mit Kolbenventil zur Druckreduktion) um saubere, frische Luft direkt in den Schutzanzug zu blasen.
Ebenfalls technisch möglich wäre das Tragen eines einfachen (dekontaminierbaren) Fitness-Trackers, der etwa den Puls und die Körpertemperatur überwacht, vielleicht auch den Blutdruck, und je nach Situation Alarm auslöst, bevor der Gesundheitszustand eines Mitarbeiters kritisch wird.
Quellen: