Ab 2019 müssen Personen, die sich auf die Liste der Asbest- und Bauschadstoff-Berater eintragen lassen wollen, einer "Nationalen Prüfung" der Fachverbände VABS und FAGES unterziehen. Auch Personen und Firmen, die bereits auf der Liste aufgeführt sind, müssen die Prüfung bis 2022 absolvieren.
Welche Fragen kommen an der Prüfung
Die Prüfung besteht insgesamt aus drei Teilen.
- Teil 1 (30% der Note) der Prüfung besteht aus MC-Fragen: Hier kommen allgemeine Fragen zu Asbest und Bauschadstoffen. Viele sind eher trivial (z.B. wann das Verbot von gewissen Schadstoffen eingeführt wurde), andere weniger (z.B. Verantwortlichkeiten).
- Teil 2 (40%) besteht aus offenen Fragen: Hier geht es um nicht so triviale Fragen. Einige Stichworte: widersprüchlichen Laborresultate, Mischproben, Anzahl Proben, wann welche Schadstoffe zu untersuchen sind, ...?
- Im Teil 3 (30%) schliesslich muss ein Fallbeispiel analysiert werden. Bei der Test-Prüfung ging es hier um einen Fall wo tatsächlich Sofortmassnahmen notwendig waren. Aber welche genau? Und wie begründet man diese?
Wie bereite ich mich auf die Prüfung vor
Wie also bereitet man sich auf am besten auf die Prüfung vor? Wir können folgendes empfehlen:
- Bestehende Dokumente lesen: Um die Prüfung zu bestehen, muss man die bestehenden Vorschriften und Empfehlungen zum Thema Asbest und Bauschadstoffe gut kennen. Dazu gehören die EKAS-Richtlinie, Polludoc, Übersicht der Massnahmen der Suva, Dringlichkeitsbeurteilung, VVEA Art. 16. Zur Entsorgung wurden in der Testprüfung selber nur wenige Fragen gestellt, obwohl das Erstellen eines Entsorgungskonzeptes gemäss Prüfungsreglement eigentlich Teil der Zielsetzungen der Prüfung ist. Vorsichtshalber empfehlen wir aber trotzdem, sich mit der VVEA-Vollzugshilfe auseinander zu setzen, zumal man als Bauschadstoff-Diagnostiker mit dieser insgesamt sowieso vertraut sein muss.
- Sich mit komplexen Fällen auseinandersetzen: Bei den offenen Fragen und dem Fallbeispiel reicht es nicht aus, auswendig zu lernen. Hier geht es darum, komplexe Fälle aus verschiedenen Perspektiven beurteilen und daraus aufbauend die richtigen Massnahmen ableiten zu können. Für Personen, die in einer Firma arbeiten, kann es etwa hilfreich sein, die komplexesten Fälle der letzten Jahre herauszusuchen und im Team zu besprechen.
- Kurs nehmen: Ja klar! Nehmen Sie einen Kurs! Und am besten bei uns ;-) Nein, mal ernst: Wer sich wirklich intensiv und regelmässig mit den neuesten Regeln und Dokumenten auseinandersetzt und viel Praxiserfahrung hat, hat gute Chancen, die Prüfung ohne Vorbereitungskurs zu bestehen. Wer aber kein Risiko eingehen will (die Prüfungsteilnahme kostet immerhin 900 CHF) kann diese Prüfung natürlich als eine Gelegenheit nehmen, sein Fachwissen auf den neuesten Stand zu bringen.
- Abwarten und Tee trinken: Bestehende Bauschadstoff-Spezialisten, die bereits auf der FACH-Liste eingetragen sind, haben bis 2022 um die Prüfung absolvieren. Somit besteht keine Eile, die Prüfung rasch zu absolvieren. Einfacher wird sie mit der Zeit wohl nicht, im Gegenteil: Weitere Inhalte dürften dazu kommen. Hingegen dürte unklare Prüfungsfragen mit der Zeit aussortiert oder umformuliert werden. Somit mag es das richtige sein, noch etwas zu warten.
Welche Weiterbildungen gibt es
Wir bieten zwei verschiedene Weiterbildungen an:
Für Personen, die beide Kurse buchen, können wir einen Rabatt gewähren. Beide Kurse können auch firmenintern durchgeführt werden.
Allgemeine Betrachtungen
Von verschiedenen Ausbildnern von Bauschadstoff-Spezialisten wurde die Prüfung zum Teil kritisiert: Der Preis ist hoch (900 CHF, und wenn man die Prüfung nochmals wiederholen will, sind es nochmals 900 CHF). Die Prüfung bleibt recht theoretisch. Viele Fragen erlauben einen erheblichen Interpretationsspielraum, werden aber - nach unserer Erfahrung - recht streng korrigiert.
Wir sehen die Prüfung aber als einen wichtigen Schritt in die Richtung zu einer Verbesserung der Qualität der Schadstoff-Expertisen und damit zu einem verbesserten Gesundheits- und Umweltschutz. Dass jeder Anfang schwer ist und es eine Testphase benötigt, ist auch beim ambitiösen Projekt dieser Nationalen Prüfung so: Eine faire Prüfung mit klaren Fragen, die wenig Interpretationsspielraum lassen, die es aber wirklich erlauben, die Fähigkeiten eines Diagnostikers zu testen, das ist alles andere als einfach.