Heute ist es noch nicht gängige Praxis, dass Gebäude vor einem Um- oder Rückbau auf Holzschutzmittel untersucht werden. Auch ist zum Vorgehen noch einiges unklar. Eine Untersuchung ist aber in vielen Fällen angezeigt, und bei grösseren Abfallmengen nicht nur ökologisch, sondern wirtschaftlich sinnvoll.
10 bis 20% der Gebäude sind betroffen
Im 2012 hat der Kanton Zürich untersuchen lassen, wie viele Gebäude Holz enthalten, das mit Pentachlorphenol (PCP) behandelt wurde. Resultat der Studie: 13% der untersuchten Gebäude enthielt das Holz mit mehr als 50 mg/kg des Holzschutzmittels. Erfahrene Fachpersonen bestätigen, dass zwischen 10 und 20% aller Gebäude in der Schweiz, die vor 1990 gebaut wurden, mit PCP oder einem andern Holzschutzmittel wie Lindan oder DDT behandelt wurden.
Wann untersuchen: Vor Rückbau
Eine Untersuchung auf Holzschutzmittel im Rahmen von Um- und Rückbauten ist nicht obligatorisch. Aber: In vielen Fällen ist sie wirklich sinnvoll, nicht nur ökologisch, sondern sogar wirtschaftlich, selbst wenn die Analysen teuer sind
Die Abfälle von Balken eines Hauses wiegen schnell einmal einige Tonnen. Diese Balken werden – wenn keine Analyse vorliegt – systematisch als «problematische Holzabfälle» betrachtet und in einer Kehrichtverbrennungsanlage entsorgt. Die Preise für diese Entsorgung sind hoch. Liegt hingegen eine Untersuchung des Holzes vor, und enthält das Holz keine oder nur wenig Schadstoffe, kann es als Material wiederverwertet oder als Brennstoff in einer Altholzfeuerung genutzt werden. Diese Entsorgungsarten sind wesentlich günstiger. Holz, das in gutem Zustand ist – was bei Dächern immer mal wieder der Fall ist – kann man manchmal sogar weiter verkaufen. Sobald mehrere Tonnen Holzabfälle anfallen, kann man die Kosten der Analyse somit wieder rausholen.
Kurz gesagt: Fallen mehr als ca. 3 bis 5 Tonnen Abfällen von Balken an, lohnt sich eine Untersuchung auf Holzschutzmittel.
Zu analysieren ist auf PCP, DDT und Lindan, sowie Schwermetalle. Ob auch auf PCB untersucht werden soll, ist umstritten: Die LRV verlangt dies, aber PCB wurde eigentlich nicht zur Behandlung von Holz verwendet. Ist das Holz mit einem Schwarzanstrich versehen, wäre eine Untersuchung auf PAK nötig. So behandeltes Holz wird aber so oder so als belastet angesehen und muss - unabhängig vom PAK-Gehalt in einer KVA entsorgt werden.
Die Grenzwerte für die Entsorgung sind seit Anfang 2023 direkt in der VVEA, Anhang 7 enthalten.
Holzschutzmittel beim Umbau
Bei Umbauten werden bisher leerstehende Dachboden oder gewerbliche Objekte oft zu Wohnungen ausgebaut. Sichtbalken gelten als attraktiv. Aber: Ist dieses Holz mit Holzschutzmitteln behandelt, können diese zu einer permanenten Belastung von Staub und Luft im Wohnraum beitragen.
Eine Untersuchung auf Holzschutzmittel zum Schutz der Nutzer ist in der Schweiz nicht obligatorisch. Einzig für eine Minergie-ECO-Zertifizierung muss eine solche Untersuchung erfolgen.
Unter der Hypothese, dass 10 bis 20% der Gebäude mit Holzschutzmitteln behandelt sind, muss man davon ausgehen, dass neue Wohnräume mit einer alten Holzschutzmittel-Belastung nicht selten sind. Im Interesse eines guten Gesundheitsschutzes sind Untersuchungen auf Holzschutzmittel also durchaus zu empfehlen.
Kurz gesagt: Wird ein Dachstock umgebaut und die Balken befinden sich nach dem Umbau im Wohnraum, können vorhandene Schadstoffe die Bewohner dauerhaft belasten. Deshalb ist eine Untersuchung auf Holzschutzmittel vor einem entsprechenden Umbau sehr empfohlen – denn: eine Sanierung im Nachhinein kostet weitaus mehr.
Wie beproben
PolluDoc empfielt, an mehreren Stellen die obersten 2-3 mm Holz mit Stechbeitel oder Teppichmesser abtragen und als Mischprobe von total 5-20 Gramm ins Labor zu schicken. Die Interpretation der Resultate und das bestimmen der richtigen Massnahmen, wenn tatsächlich eine Raumluftbelastung vorliegt, ist nicht trivial. PolluDoc enthält einige Angaben dazu. Ansonsten gilt die deutsche PCP-Richtlinie als gutes Referenz-Dokument.
Schulungen
Das Bildungszentrum Bauschadstoffe bietet eine Weiterbildung "Sanierung von chemischen Bauschadstoffen" an. In dieser wird auch das Thema Holzschutzmittel besprochen.
Februar 2023, Simon Schneebeli, Kurt Schläpfer